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Erneuerbare Energien
Anteil an Windenergie steigt
22. Jan. 2003

Die Stromerzeugung aus Windenergie in Deutschland nimmt weiter zu. Nach 2001
verbuchte die Branche 2002 ein weiteres Rekordjahr. Der so genannte
potenzielle Jahresenergieertrag der Windkraftanlagen am deutschen
Nettostromverbrauch erhöhte sich bis Ende 2002 auf nunmehr 4,7 Prozent,
sagte Jens-Peter Molly, Geschäftsführer des Deutschen Windenergieinstituts.
Die am Mittwoch in Berlin vorgelegte Bilanz weist aus, dass im Vorjahr
bundesweit 2328 Windenergieanlagen mit einer Gesamtleistung von 3247
Megawatt neu installiert wurden. Damit waren insgesamt 13 759 Anlagen mit
einer Gesamtleistung von gut 12 000 Megawatt am Netz. Nach Angaben des
Verbands der Elektrizitätswirtschaft deckte Windenergie 2001 nach
endgültigen Zahlen gut 2,3 Prozent des gesamten Strombedarfs.

Alle gegenwärtig in Deutschland laufenden "Windräder" zur

Stromerzeugung sind auf dem Festland stationiert. Nach

Branchenangaben seien aber erst 50 bis 60 Prozent der potenziellen Standorte
belegt. Bis 2010 könne die Sromproduktion aus diesen Anlagen auf rund 20 000
Megwatt steigen. Zugleich werde an effizienteren und leistungsfähigeren
Anlagen gearbeitet. Die Rotorflächen würden größer und die Türme höher, so
dass Standorte noch effizienter genutzt werden können. Auch
Offshore-Windkraftanlagen befinden sich noch in der Entwicklung.

Erneuerbare Energien trugen 2001 etwa 7,5 Prozent zur Stromerzeugung in
Deutschland bei. Weltweit belief sich die Windkraft-Leistung 2002 auf rund
30 000 Megawatt. Die Branche beschäftigt bundesweit und 40 000 Mitarbeiter.

Norbert Giese, Vorsitzender der Windbranche im Verband Deutscher Maschinen-
und Anlagenbau (VDMA), bezifferte den Jahresumsatz der Branche auf rund 3,5
Milliarden Euro. Nach der Autoindustrie sei die Windkraftbranche der
zweitgrößte Abnehmer von Stahl geworden. In einigen Landkreisen im Norden
habe sich die Windenergie 2002 zum Wirtschaftsfaktor Nummer eins noch vor
der Landwirtschaft und dem Tourismus entwickelt. Den größten
Windstrom-Anteil im Vergleich der Bundesländer hat Schleswig-Holstein, wo
die 2513 Windkraftanlagen

inzwischen fast 29 Prozent des Nettostromverbrauchs decken. Niedersachsen
bleibe mit 3626 Windkraftanlagen aber das Bundesland mit den meisten
"Windrädern". Sie befriedigen dort etwa 14 Prozent des Nettostromverbrauchs.

Für die stürmische Entwicklung der Windbranche in Deutschland sorgten die
günstigen wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen. Giese verwies auf das
Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) und die darüber hinaus gehenden
Förderprogramme. In Deutschland gebe es für Bau und Betrieb eine
Rechtssicherheit für 20 Jahre. Vertrauen im In- und Ausland schaffe auch der
hohe Stand der Technik in diesem Bereich. Dies trage unter anderem dazu bei,
dass rund ein Drittel der getätigten Investitionen aus Eigenkapital und zwei
Drittel aus Krediten finanziert werde.

Vor einer kurzschlüssigen Kosten-Nutzen-Rechnung warnte Peter Ahmels vom
Bundsverband Windenergie. Häufig werde mit der Diskussion Stimmung gegen die
erneuerbaren Energien und damit die Windkraft gemacht. Langfristig sei es
aber volkswirtschaftlich unverantwortlich und auch unbezahlbar, den Ökostrom
nicht voran zu bringen. Beim Ausbau der erneuerbaren Energien gehe es nicht
um Mehrkosten, sondern um Mehrnutzen, sagte Ahmels. In die Berechnung müsse
der Nutzen für das Klima und die Umwelt, die Verknappung der traditionellen

Energiequellen, die Schubwirkung für andere Branchen und Arbeitsplätze sowie
der notwendige Abbau der hohen Exportabhängigkeit einbezogen werden. Die
aktuelle Verteuerung des Rohöls, die im Falle eines Irak-Krieges weiter in
die Höhe schnellen dürfte, mache ein zentrales Problem deutlich.

Text unter Verwendung von Material von: ddp